Auf der Resterampe
In meinem näheren Umfeld sind alle in langjährigen Beziehungen. Und dann bin da noch ich. Was wie der Aufhänger zu einer mittelmäßigen, mit künstlichen Lachern unterlegten Sitcom klingt, ist in Wahrheit ziemlich weit davon entfernt, irgendwie komisch zu sein. Denn ganz im Gegensatz zu dem Drehbuch, bekommt hier der hoffnungslose, aber auf liebenswerte Art und Weise trottelige Dauersingle am Ende eben nicht die Frau.
Viele Leute meinen ja, ungebunden zu sein wäre der Gipfel der Freiheit. Das mag schon sein, aber Gipfel haben auch die Eigenschaft, dass es auf ihnen sehr einsam werden kann. Ja, ich kann tun und lassen, was ich will, ohne dabei auf einen anderen Menschen Rücksicht nehmen zu müssen. Ja, ich kann waghalsige Dinge unternehmen, denn die Konsequenzen treffen nur mich. Ja, ich genieße die Ruhe und das Alleinsein. Die Kehrseite ist aber auch, dass ich alle Hindernisse des Alltags, alle Probleme und allen Ärger alleine bewältigen muss. Bedrückt mich etwas, dann nimmt mich niemand in den Arm, und habe ich einen kleinen oder großen Erfolg erzielt, dann ist da niemand, um ihn mit mir zu feiern.
Mir ist klar, dass ich als Deutscher unter besseren Bedingungen lebe, als viele Menschen auf dieser Welt, und dass ich dankbar sein sollte für das, was ich habe. Und das bin ich auch. Ich bin auch den Großteil der Tage zufrieden. Ich bin zufrieden, wenn ich gutes Brot oder Kleingebäck backen und es danach verteilen kann; wenn ich bei Liedern, die mit ihren Texten direkt ins Herz treffen, emotional werden kann; wenn ich dicke Bücher lesen und dabei mein Wissen und meinen Horizont erweitern kann. Aber an manchen Tagen bin ich nicht zufrieden, und ich bin auch nicht okay. Doch das darf so sein. 13 Jahre der Zurückweisung gehen nicht spurlos an einer Menschenseele vorbei.
Manchmal fühlt sich alles wie eine Resterampe an. Als stünde man im Regal mit den Mängelexemplaren, in irgendeinem versteckten Winkel eines Ladens, in den sich nie ein Mensch verirrt. Hier ist man wenigstens vor dem Trubel sicher, und niemand stört die Stille. Doch um es mit den Worten von Milan Kundera zu sagen: “and when nobody wakes you up in the morning, and when nobody waits for you at night, and when you can do whatever you want. What do you call it, freedom or loneliness?”